AVWS – Auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung

Einleitung:

Über das Hören und Wahrnehmen erleben wir unsere Umwelt, wir finden uns zurecht, treten mit ihr in Kontakt und verändern sie. Kommt es hierbei zu einer Störung dieses komplizierten Prozess der Wahrnehmung, kann es im Alltag zu vielen Problemen kommen. Wir von Leonhardt Akustik möchten Sie informieren und Ihnen helfen, Kinder mit Wahrnehmungsstörungen zu verstehen und Lösungen anbieten. Im Alltag muss jeder Mensch viele Handlungen vollziehen, viele Dinge hören und wahrnehmen. Diese gehen meist leicht von der Hand, weil wir routiniert und sie gewohnt sind. Mithilfe der Wahrnehmung gelingt es dem Nervensystem die Abläufe zu steuern.

Das zentrale Nervensystem

Das zentrale Nervensystem ist die Steuerzentrale für unser Denken, fühlen und Handeln. Es hilft uns warzunehmen, was um uns herum geschieht und Entscheidungen zu treffen, die für unser Überleben wichtig sind. Als Grundlage für diese Entscheidungen dienen die empfangenen Reize der Sinnesorgane, der Muskeln, Gelenke und der inneren Organe. All die ankommenden Reize werden durch das Gehirn mit den bereits gesammelten Erfahrung aus dem Gedächtnis verglichen und daraus ein Bild zusammengesetzt. Ziel ist es, ein logisches Bild der Umwelt zu erhalten. Unvollständige Bilder werden daher vom Gehirn ergänzt, wodurch Irrtümer entstehen können (z.B. optische Täuschung).

Das periphere Nervensystem

Das periphere Nervensystem zieht sich in Form von Nervenfasern vom Rückenmark aus durch den ganzen Körper. Auch angehörig sind 12 Hirnnervenpaare, sie sind unter anderem für die Weiterleitung von Sinnesreizen zuständig und bei den vegetativen (unwillkürlichen) Funktionen.

Das vegetative Nervensystem

Es arbeitet unabhängig von unserem Willen und steuert alles lebenswichtigen Funktionen wie Atmung, Kreislauf, Verdauung, Stoffwechsel und Reaktionen. In Stress- und Gefahrsituationen werden Atmung, Kreislauf, die Wahrnehmung und andere Abläufe reguliert. Zum Beispiel werden Sinneseindrücke wie das Hören verstärkt.

Die Wahrnehmung

Die Wahrnehmung ist subjektiv, das heißt jeder Mensch erlebt die gleiche Situation verschieden. Denn jeder Mensch filtert aus der Menge der Reize, die jede Sekunde aufgenommen werden, diejenigen heraus, die für ihn persönlich wichtig sind. Diese Selektion ist wichtig, damit wir nicht überfordert werden und uns auf bestimmte Dinge und Situationen konzentrieren können. Sinnesreize werden also nicht immer gleich erlebt.

Das Ohr und der Hörsinn

Das Ohr reagiert auf mechanische Veränderungen und leiten die Informationen weiter. Das Gleichgewichtsorgan im Innenohr informieren darüber, welche Lage der Körper im Raum hat. Auch über den Hörsinn erhalten wir Informationen über den Raum und unsere Umwelt. Wichtige Funktionen des Hörsinns sind Ortung einer Geräuschquelle, Erkennen von Gefahren und die Kommunikation.

Wahrnehmungsverarbeitungsstörung

Bei diesen Störungen sind Sinnesorgane und Leitungssysteme intakt, jedoch liegt eine Störung beim Auswählen, Unterdrücken, Verstärken, Integrieren, Vergleichen und Speichern von Reizen vor. Diese Reize werden anders verwertet, also stärker, schwächer, verzerrt oder gar nicht. Somit wird die Umwelt anders wahrgenommen und es entstehen „unpassende“ Reaktionen. Trotz der letztendlichen persönlichen Realität gibt es viele Gemeinsamkeiten die durch Komunikation entwickelt werden. Da diese Verarbeitungsstörung selbst mit modernster Messtechnik nicht genau erfasst werden kann, ist zur Diagnose die Beobachtung der Reaktionen der betreffenden Person entscheidend. Um hierbei wiederum eigene Wahrnehmung und Fehlinterpretation zu vermeiden werden Therapeuten auf gezieltes Beobachten ausgebildet und versuchen den Beurteilungsprozess zu objektivieren.

Störung der Verarbeitung von Hörreizen (Auditive Wahrnehmungsstörung) Bei dieser Störung ist die Reaktion auf Geräusche und Klänge ungewöhnlich. Es kann sein, dass der oder die Betroffene sehr empfindlich sind und sich die Ohren zuhalten, wenn zu viele Klänge gleichzeitig gehört werden. Sie sind schnell ablenkbar und unterbrechen oft wenn jemand spricht oder andere Störgeräusche auftauchen. Dadurch werden Handlungen nicht zu Ende gebracht, sie wirken unruhig und unausgeglichen. Laute können dabei nicht genau unterschieden und verwechselt werden, wenn sie ähnlich klingen. Auch kann es vorkommen, dass die Reihenfolge der Laute verdreht werden oder bei mehrsilbigen Wörtern Silben weggelassen werden. Probleme sind dabei die Verarbeitung von Reizeindrücken. Die Herausfilterung von wichtigen Reizen und die Unterdrückung von Unwichtigen, funktioniert nicht mehr. Dies ist sehr anstrengend. Dabei zusätzlich eine Ortung von Geräuschen vorzunehmen und sich im Raum zu orientieren, kann dabei schwer fallen. Als Folge all dieser Einschränkungen und Probleme können Sprachstörungen, Lese- und Schreibprobleme die Folge sein.

Weitere Störungen, wie etwa die Störung der „Verknüpfung von Reizen“, also das Zusammenspiel zwischen einem Geräusch und der dazugehörigen Handlung können nicht koordiniert werden. Beispielsweise ein Laut einem Schriftbild zuzuordnen ist bei einem Betroffen sehr anstrengend und zeitlich aufwendiger.

Diagnostik

Bei Verdacht oder der Bemerkung von Auffälligkeiten besteht Untersuchung in der Regel aus folgenden Anteilen:

  • Untersuchung der Sinnesorgane und des Gehirns durch Kinderärzte, Neurologen und HNO-Arzt.
  • Untersuchung der Wahrnehmungsverarbeitung, Beobachtung des Verhaltens und Erfassen der Gefühle, eventuell Intelligenz- und Entwicklungsdiagnostik durch Psychologen.
  • Wahrnehmungsdiagnostik durch Ergotherapeuten und ggf. Physiotherapeuten, Motopäden oder Logopäden
  • Ergänzung durch Untersuchungen von Heilpädagogen, die Verhalten und soziale Fähigkeiten beobachten

Behandlungsmöglichkeiten sind individuell und werden durch die Ärzte und Therapeuten einzeln abgestimmt. Das Ziel dabei ist die Unterstützung

  • aktiv und selbstständig im Alltag handeln zu können
  • an Aktivitäten teilzunehmen, die Spaß machen und ihm wichtig sind
  • mit anderen Menschen in Kontakt zu treten und kommunikativ zu sein